Am Puls der Zeit: Echtzeitinformationen aus dem Gärbehälter
Bekanntermaßen hat der Gartenimker ein hohes Mitteilungsbedürfnis. In diesem Bereich der Website von Heilbronner Gartenhonig gibt er Einblicke in das Hobby des Craft-Bier Brauens.
Aus der Perspektive des Imkerns ist Brauen ein Nebenthema, das auf den ersten Blick nichts mit Imkern zu tun hat. Aber erstens ist die Seite schon da und bietet sich an, und zweitens ist die Annahme, Brauen habe mit Imkern nichts zu tun, bei näherer Betrachtung unzutreffend. Aber davon später mehr.
Ein gepflegtes Prost und viel Freude beim Lesen!
Du machst einen Plan. Und dann kommt das Leben :-)
Einblicke in den Braukeller: Beiträge in rückwärts chronologischer Reihenfolge.
Und so schwarz wie des Kellerbrauers Seele 😉😆
Nach längerer Pause mal wieder Bier gebraut, und zwar ein Milky Stout nach diesem Rezept.
Das Ergebnis soll wohl an dunkle Schokolade und Kaffee erinnern und eine dezent röstige Note mitbringen. Als Besonderheit wird dem Sud Laktose (Milchzucker) zugegeben. Diese Zuckerart ist unvergärbar und soll für einen vollen Körper und ein cremig-weiches Mundgefühl sorgen.
Das Rezept für dieses Bier ist dem „Inselhopf“ der Hausbrauerei Feierling in Freiburg nachempfunden, der Stadt, in der des Kellerbrauers Tochter studiert. Es verspricht ein goldgelbes, naturtrübes Helles mit edlem Hopfenaroma und moderater Bittere.
Bei diesem Rezept handelt es sich um ein SMaSH („Single Malt Single Hop“) Bier, d.h. es besteht aus nur einer Sorte Malz und einer Sorte Hopfen. Der Tettnanger Hopfen ist eine Premiere für den Kellerbrauer.
Die frisch kalibrierten elektronischen Spindeln sind nun beide im Gäreimer, die Messwerte können hier und hier live verfolgt werden. Der Kellerbrauer ist gespannt, ob die Messwerte nun zuverlässiger sind als zuvor.
Des Kellerbrauers Lieblings-Kaufbier ist allerdings bisher das unfiltrierte Vogel Pils vom Vogelbräu in Karlsruhe. Das Rezept dafür ist aber wohl Betriebsgeheimnis – leider J
Brautag zusammen mit des Kellerbrauers Töchterchen, seinem Cousin und einem Teil dessen Familie: Familienzusammenführung der alternativen Art. Inklusive zwei Hunden und Grillen im Garten verdiente dieses Wochenende durchaus die Bezeichnung „Wiesngaudi“ – klingt jedenfalls besser als MIELE-BRÄU, ein Begriff, der einem angesichts des improvisierten Sudhauses in der Waschküche auch in den Sinn kommen könnte J
Gebraut wurde ein kupferfarbenes Oktoberfestbier nach diesem Rezept, und hernach saßen alle noch gemütlich auf der Terrasse bis spät in die laue Spätsommernacht - mutmaßlich eine der letzten vor dem Herbst in diesem viel zu warmen Sommer.
Von der Heiligen und Mystikerin Hildegard von Bingen (1098 - 1179) ist der Spruch überliefert: "Das Bier aber macht das Fleisch des Menschen fett und gibt seinem Antlitz eine schöne Farbe durch die Kraft und den guten Saft des Getreides."
Und für den Arzt und Alchemisten Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von Hohenheim (1493 - 1541), der unter dem Namen Paracelsus berühmt geworden ist, war Bier sogar eine "wahrhaft göttliche Medizin", die Linderung brachte bei Halsbeschwerden, Ohrenschmerzen, Magenleiden und allerlei anderen Gebrechen.
Die Alten wussten halt Bescheid J
Wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch, oder der Kellerbrauer veranstaltet einen großen Brautag…
Erstmals wurden zwei Sude an einem Tag gebraut: Dies resultierte in 12 Stunden kontemplativer Arbeit in der Waschküche, bei verbesserter Effizienz, da der Rüstaufwand (Aufbau, Abbau und Putzen) nur einmal anfiel.
Obwohl der Keller noch gut gefüllt ist, wird es Zeit für ein weiteres Bräu. Denn wer in 8 Wochen lecker Bier trinken möchte, der sollte es jetzt so langsam mal brauen. Dachte sich der Kellerbrauer und tat's J
Das Rezept von „Hopfentropfenbrauer“ verspricht „ein leichtes, spritziges und durch den Citra Hopfen wunderbar aromatisches Bier - genau richtig für den Durst an warmen Sommertagen“.
Es kommt das „Dry Hopping“ Verfahren zum Einsatz (zu Deutsch: „Hopfenstopfen“ oder „Kalthopfung“), bei dem ein Teil des Hopfens erst nach der Hauptgärung zugegeben wird. Durch den Kaltauszug entfaltet dieser Hopfen ein intensives Aroma ohne Bittere.
„Bräuschter“ bezieht sich übrigens auf das hessische Städtchen Braunshardt in der Nähe von Weiterstadt zwischen Groß-Gerau und Darmstadt. Dieser Begriff taucht beispielsweise in den Namen der „Bräuschter Kerb“ oder des „Bräuschter Kerweverein e.V.“ auf, zu welchen der Kellerbrauer allerdings in keinerlei Beziehung steht. Ihm leuchtet jedoch unmittelbar ein, dass es für solch bedeutende Ereignisse selbstverständlich auch ein eigenes Bier geben muss J
Der Kellerbrauer braucht einen ganzen Nachmittag, um 100 Flaschen zu reinigen und 5 Kästen selbst gebrautes Bier abzufüllen. Im industriellen Maßstab dauert das nur 8 Sekunden...
Kürzlich mit eigenen Augen gesehen in der GÖSSER-Brauerei in Leoben nahe seiner Heimatstadt Graz in Österreich.
Gebraut wurde ein hell-kupferfarbenes IPA mit mandarinigen erdbeerigen Noten, mit 70% Pale Ale Malz, 30% Münchner Malz, mit den Aromahopfensorten „Mandarina Bavaria“ und „Huell Melon“ sowie dem Bitterhopfen „Hallertauer Magnum“.
Da der Gärschrank noch anderweitig belegt war, kam der Gäreimer in die improvisierte isolierte Bienenkiste. Die obergärige Hefe benötigt 19 °C, was sich im Keller und mithilfe einer Heizmatte unter dem Gäreimer ganz gut ausging. Lediglich während der nur eintägigen Hochphase der Hauptgärung stieg die Temperatur aufgrund der Hefeaktivität auf gut 20°C an.
Ein „süffiges, nicht zu bitteres Pils für Jedermann“ verspricht dieses Rezept für ein Deutsches Pils.
Gesagt, gebraut.
Früh morgens noch einen Anhänger voller Bienenvölker in den Raps gefahren, danach schnell unter die Dusche und ab ins Sudhaus aka Waschküche.
Der Kellerbrauer war während des 7-stündigen Brautages durchgehend tiefenentspannt, alles ging locker von der Hand. So langsam stellt sich eine gewisse Routine ein – gefährlich… ;-)
Ein elektronisches Saccharimeter oder Refraktometer erleichtert die genaue Bestimmung des Zuckergehalts in der Würze oder im Jungbier, woraus sich u.a. der Restextrakt, der Endvergärungsgrad und der Alkoholgehalt berechnen lassen.
Das SmartSensor ST335A ist der neueste Zugang in den Gerätepark, geschossen für 32 EUR beim Chinamann.
Und NEIN, auf dem Foto handelt es sich nicht um eine Urinprobe, sondern um ein köstliches selbstgebrautes Zwickl-Bier, das bald reif zum Abfüllen ist J
Als Zwicklbier wird unfiltriertes auch "naturtrüb" genanntes Bier bezeichnet, das frisch nach der Reifung sofort in der Gastronomie angeboten wird und üblicherweise auch nicht in Flaschen gefüllt wird. Dieses Österreichische Zwickl wird mit viel Weizenmalz eingebraut und etwas kräftiger gehopft als ein Märzen.
Dies ist das zweite untergärige Bier des Kellerbrauers. Es wurden einige Optimierungen am Brauprozess vorgenommen:
Mit der iSpindel wurde der Gärverlauf verfolgt:
Untergärige Biere erfordern bei der Gärung eine genaue Temperaturführung bei 9..14°C. Mit dem selbstgebastelten Gärschrank hat der Kellerbrauer nun die Möglichkeit, untergärige Biere (Lager oder Pils) zu brauen.
Das erste selbst gebraute untergärige Bier ist ein Bayrisch Dunkel.
Die Herausforderung besteht darin, den kochenden Sud möglichst schnell auf die Anstelltemperatur von 9 °C abzukühlen, die Trockenhefe zu rehydrieren und sie in den Sud zu geben, ohne dass sie eine Temperaturverringerung wahrnimmt. Denn fallende Temperatur kann eine Gärstockung verursachen.
Die iSpindel ist im Eimer, somit können Gärfortschritt und Temperatur live verfolgt werden.
Für 10 EUR einen jungen gebrauchten Kühlschrank (Hanseatic HKS14355A2S) bei Kleinanzeigen geschossen. Inklusive aller weiteren Komponenten hat das Projekt weniger als 70 Euro gekostet.
Der Kühlschrank wurde ausgestattet mit
Somit kann geheizt und gekühlt werden. Fertig ist der perfekte Gärkühlschrank J
Nun kann sich der Kellerbrauer an untergärige Biere machen, die stabile Gärtemperaturen im Bereich 9..12°C benötigen.
Die Schraubverbindung zwischen dem Steigrohr und dem Läuterarm bzw. dem Gegenstromkühler bei der Brauanlage Grainfather G30³ muss während eines Brauvorgangs mehrfach geöffnet und wieder geschlossen werden. Dies birgt nicht nur eine Verletzungsgefahr bei 100°C heißen Teilen, sondern belastet beim Lösen und Festziehen jedes mal die Punktschweißverbindungen, mit denen das Steigrohr an der Sudpfanne befestigt ist, und setzt zudem das Gewinde einer Beschädigungsgefahr aus. Das ist konstruktiv nicht optimal gelöst.
Abhilfe schafft ein Umbau auf Camlock, einer Verbindungstechnik, bei der zum Öffnen und Schließen zwei Hebelchen vertikal bewegt werden. Die Punktschweißverbindungen werden dabei nicht belastet. Und wenn die Hebel mit Schrumpfschlauch überzogen werden, dann ist auch die Verbrennungsgefahr gebannt, und es ist sogar Einhand-Bedienung möglich.
Diese Umrüstung ist zu einem Preis von ca. 30 Euro einfach möglich.
Bier brauen ist so ähnlich wie Imkern: Man muss sich mit der Unberechenbarkeit lebender Wesen auseinandersetzen.
Im Gärkeller gilt: Wenn es den Hefezellen gut geht, d.h. wenn die Parameter (Zuckerkonzentration, Nährstoffe, Temperatur) stimmen, dann verwandelt die Hefe den Zucker aus dem Malz in Alkohol und Kohlendioxyd (Kohlensäure), was sich in einer Änderung der Dichte (Gravity) des Suds zeigt. Wenn der Großteil des Zuckers umgesetzt ist, dann kommt die Gäraktivität zum Erliegen und das Jungbier kann abgefüllt werden.
Aus diesem Grund ist es wichtig, dass der Brauer den Status der Gärung eng verfolgt. Die Messung kann mit dem Refraktometer oder mit einer Bierspindel erfolgen, dazu muss der Behälter jedoch für jede Messung geöffnet werden, was das Risiko einer Infektion beinhaltet, und das vor Oxidation schützende CO₂-Polster zwischen Flüssigkeit und Deckel stört.
Hier kommt die iSpindel ins Spiel: Es handelt sich dabei um ein selbst gebautes elektronisches IoT Hydrometer, das im Gäreimer verbleibt und über WLAN Echtzeitinformationen zu Dichte und Temperatur liefert:
Zugegeben, der Sud sieht nicht sehr appetitlich aus. Das Bier schmeckt aber köstlich. Das ist halt so ähnlich wie bei Fischstäbchen. Die schmecken so lange lecker, wie man sich dabei nicht die traurigen Fischaugen vorstellt…
Beim Etiketten designen für Honiggläser konnte sich der Gartenimker ja schon ausgiebig austoben und selbst verwirklichen. Für die Bierflaschen entschied er sich für eine deutlich einfachere und flexible Lösung.
The Kellerbrauer proudly presents his first three home brewed Craft Beers:
Dies ist eine kurze Abhandlung über das Thema HomeBrew. Sie richtet sich nicht an Brauer, sondern an interessierte Leser ohne Vorwissen zum Thema. Es ist der Versuch, das Wesentliche kompakt darzustellen, ohne mit zu vielen Details und Brauerlatein zu langweilen.
Nach Beantragung und erfolgreicher Erteilung eines häuslichen Stellplatznachweises durch die Regierung durfte der Kellerbrauer die benötigten Utensilien anschaffen: Eine Brauanlage für 25 Liter Ausstoßmenge (dabei handelt es sich im Prinzip um einen Thermomix für Männer 😉😂), einen großen Wassertopf, eine Malzmühle, Refraktometer, Spindeln, pH-Meter, Kronkorken-Verschließer, Hopfensieb und noch einige weitere Kleinigkeiten.
Zudem wurden die Zutaten (Malz, Hopfen und Hefe) für die ersten sechs Sude eingekauft.
Und schließlich mussten einige Kisten gekauftes Bier leergetrunken werden, um an leere Flaschen zu kommen („Schatz, wir brauchen noch Leergut“), die von den Etiketten befreit und gründlich ausgewaschen wurden.
Als Imker hat man eigentlich nur im Frühjahr und im Frühsommer viel Arbeit mit den Bienen. Der Rest des Jahres ist recht entspannt, und vor allem im Winter gibt es praktisch nichts bei den Bienen zu tun. Imker gehen deshalb in dieser Zeit traditionell Schreinerarbeiten nach, um neue Bienenkisten zu zimmern, gießen Kerzen und verkaufen ihre Produkte auf Weihnachtsmärkten. Der Gartenimker baut Honigabfüllroboter, Etikettiermaschinen oder IoT-Stockwaagen. Aber er ist stets auch offen für sinnvolle ergänzende Beschäftigungen. So kam es, dass er anfing, Craft-Bier zu brauen.
Denn der Gartenimker liebt Craft-Bier. Dabei handelt es sich nicht um großindustriell hergestelltes, sondern um handwerklich gebrautes Bier. Craft-Biere sind kreative Neuinterpretationen alter oder regionsuntypischer Bierstile, die eine große Buntheit in das Einheitsgrau der von den großen Brauereien geprägten Bierlandschaft bringen, teilweise auch außerhalb des Reinheitsgebots. So darf Craft-Bier neben den klassischen Zutaten Wasser, Hopfen, Malz und Hefe beispielsweise auch Honig oder Früchte zugefügt werden. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Bier brauen ist in der Tat so ähnlich wie Imkern: Man hat es mit der Unberechenbarkeit lebender Wesen zu tun (Bienen, Hefen), und die Herausforderung besteht darin, den Prozess bestmöglich zu beherrschen, damit die Lebewesen am Ende das tun, was der Imker bzw. der Brauer will.
Sowohl Imkern als auch Brauen sind anspruchsvolle, traditionelle handwerkliche Berufe, die ein hohes Maß an Wissen und Erfahrung erfordern, um beste Ergebnisse zu erzielen. Beiden gemeinsam ist das kontemplative Arbeiten, was dem Gartenimker willkommener Ausgleich für seine berufliche Tätigkeit ist, und außerdem seinem tendenziell etwas autistischen Wesen entgegen kommt. Am Ende stehen jedenfalls extrem leckere Ergebnisse.
Und der Synergien sind viele: Erfahrung mit der alkoholischen Gärung machte der Gartenimker bereits bei der Herstellung von einigen Chargen Met / Honigwein, und das Gestalten von Etiketten für die Bierflaschen erfolgt routinemäßig unter Nutzung des etablierten Workflows mit Etiketten für Honiggläser.
Kurz gesagt: Gartenimker goes Kellerbrauer!
Im Gegensatz zum Honig braut der Kellerbrauer Bier nur für den Eigenbedarf. Das Bier wird nicht verkauft, allenfalls wird es Gästen zum Probieren angeboten.
Eigentlich begann die Geschichte ganz ähnlich wie im Jahr 2013 das Imkern: Einen Tag lang einem ambitionierten Hobbyisten über die Schultern geschaut, und dann Feuer gefangen. Beim Imkern war es die imkernde Cousine, beim Brauen war es im November 2023 ein Arbeitskollege und Freund, der zu sich nach Hause einlud, um einen „Brautag“ mitzuerleben.
Im Keller des Freundes wurde Malz geschrotet, in der Küche wurde der Sud in großen Töpfen auf dem Herd gekocht. Wasser und Malz ergeben die Maische, die auf verschiedenen Temperaturstufen rastet, wobei die Stärke aus dem Getreide in vergärbare Zucker umwandelt wird. Anschließend wird die Maische geläutert, wobei mit Wasser die letzten Reste Zucker aus dem Malz gewaschen werden. Die so entstandene Würze wird gekocht und der Hopfen zugegeben. Nach dem Abkühlen wird mit Hefe angestellt, und wenn alles nach Plan läuft, dann geht kurz darauf im Gäreimer die Party ab. Nach einigen Tagen Musik im Eimer ist die Gärung weitgehend abgeschlossen, dann wird das Jungbier in Flaschen abgefüllt und noch eine Prise Zucker zugegeben, welchen die Hefe in der verschlossenen Flasche neben etwas Alkohol in CO₂ bzw. Kohlensäure umwandelt, die sich bei niedriger Temperatur fein im Bier löst. Nach einer weiteren Reifezeit zur geschmacklichen Abrundung kann das Bier schließlich in vollen Zügen genossen werden.